Nach den Angriffen Rechtsextremer in Köthen und Chemnitz ist die Kritik am Osten groß. Manchmal zu Unrecht. Überall engagieren sich Menschen für Vielfalt und Frieden. Sie melden sich nun zu Wort.
Seit den Ausschreitungen in Chemnitz müssen die Sachsen viel Kritik aushalten. So schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ zum Beispiel: „Die Ausschreitungen in Chemnitz beweisen, dass es in Sachsen nur einen Anlass braucht und Hunderte Neonazis stehen zu Hassparaden bereit.“ Solche Aussagen schmerzen diejenigen Menschen im Osten, die für demokratische Werte einstehen.
Diese Menschen will Stefan Krabbes sichtbarer machen – mit Hilfe des Hashtags #DerAndereOsten. Damit sollen User des sozialen Netzwerks Twitter ihre eigenen Erfahrungen mit Vielfalt und Engagement teilen. „Der Hashtag kam mir in den Sinn, als die Rechten durch Chemnitz skandierten und versuchten die öffentliche Wahrnehmung so zu lenken, als seien sie die Mehrheit im Osten“, schreibt Krabbes t-online.de.
Wir sind #DerAndereOsten! 27% für die AfD & immer wieder rechtextreme Übergriffe sind nicht der Osten! Zeigt unter dem Hashtag, wie vielfältig engagiert unser Osten ist & wie ihr ihn jeden Tag ein bisschen besser macht: Unser Engagement verändert unsere Republik! ??????
— Stefan Krabbes (@StefanKrabbes) September 7, 2018
„Die Rechten sind nicht die Mehrheit“
Mit dem Hashtag #DerAndereOsten will Krabbes daran erinnern, dass die Rechten nicht die Mehrheit im Osten sind. „Der Hashtag soll zeigen, dass es die Menschen sind, die sich ehrenamtlich einbringen. Sie brüllen nicht, sind nicht so laut, sie sind bescheiden und vielfältig engagiert und machen unsere Republik so jeden Tag ein bisschen besser“, so der 30-Jährige gegenüber t-online.de. Damit hat er selbst Erfahrung, denn Krabbes wurde in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt geboren und engagiert sich seit Jahren politisch. Inzwischen leitet er das Bundestagsbüro eines Grünen-Abgeordneten.
So reagieren User auf #DerAndereOsten
Einige Twitter-Nutzer helfen beim Ideen-Sammeln und berichten, wie viel Vielfalt der Osten entgegen aller Vorurteile zu bieten hat. Andere Menschen kritisieren die Idee, weil sie den Spalt beziehungsweise die Übergriffe ignorieren oder verharmlosen würden. Hier hat t-online.de einige der Beiträge zusammengefasst.
#Köthen, wo Johann Sebastian Bach die Brandenburgischen Konzerte komponierte und Samuel Hahnemann die Homöopathie entwickelte. Dies muss man auch wissen, wenn der Hashtag jetzt aus den falschen Gründen trendet. #DerAndereOsten ist mehr als das Nazi-Pack auf den Straßen.
— Tobias Kremkau (@Isarmatrose) September 9, 2018
User: Mit dem Rechtsruck „von der Politik alleine gelassen“
Unter dem Hashtag wird aber auch Kritik laut: Ein User fühlt sich zum Beispiel „von der Politik alleine gelassen und nicht geschützt“. Ein anderer sucht Antworten in der Wendezeit für die Probleme mit dem Rechtsextremismus. Laut User Christian Reinboth sollte in den sozialen Medien darüber diskutiert werden, wie man einem Infarktopfer hilft. Stattdessen würden aber Hass, Fake News, Gerüchte und beidseitige Mobilmachung dominieren.
#DerAndereOsten sind auch alle die Menschen, die sich im Alltag dem Rechtsruck in der Gesellschaft entgegenstellen und von der Politik alleine gelassen und nicht geschützt werden.
— (((Hartmut Schrewe)))?️?✊ (@HartmutSchrewe) September 9, 2018
Stefan Krabbes stellt im Gespräch mit t-online.de nochmal klar: „Mir geht es um den ganzen Osten – und den Westen. Der Hashtag soll Verständnis schaffen und Grenzen im Kopf überwinden.“ Man müsse auch feststellen, dass der Osten ein Problem mit Rechts habe. „Aber wir dürfen nicht in deren Falle tappen, in dem wir über alle Ostdeutschen undifferenziert und vorschnell urteilen“, schreibt er. „Denn es gibt ja auch noch den anderen Osten, der die übergroße Mehrheit ausmacht.“
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Autorin | Sarah Thust
Zuletzt aktualisiert | 10.09.2018
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